Energie aus Klärschlamm

9. April 2020

Der Wasser- und Abwasserverband Osterholz (WAV Osterholz) hat sich zum Ziel gesetzt, den eigenen CO2-Fußabdruck und die zu entsorgende Klärschlammmenge seiner drei Kläranlagen in Hambergen, Worpswede und Grasberg ab dem Jahr 2021 in erheblichem Umfang zu reduzieren.

Um diese Ziele zu erreichen, wird der WAV Osterholz insgesamt knapp 8 Millionen Euro in den Um- und Ausbau seiner Kläranlagen investieren. Das Projekt wird durch einen Zuschuss in Höhe von 1 Million Euro aus dem Europäischen Fonds für die regionale Entwicklung (EFRE), mit dem Ziel der Reduzierung des CO2-Ausstoßes, gefördert und befindet sich derzeit im Bau.

Begründet wird das Vorhaben unter zwei Gesichtspunkten. Der erste Gesichtspunkt ist, dass für die Abwasserreinigung auf Kläranlagen eine große Menge Energie benötigt wird, deren Produktion wiederum einen entsprechend hohen CO2-Ausstoß zur Folge hat. Eine Studie im Rahmen des Energiemanagements des WAV Osterholz hat ergeben, dass am Standort der Kläranlage Hambergen aus Klärgas gewonnene Energie optimal verwertet werden kann. Der zweite Gesichtspunkt betrifft die Klärschlammentsorgung. Veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen haben die landwirtschaftlichen Entsorgungsmöglichkeiten der in den Anlagen anfallenden Klärschlämme nachhaltig eingeschränkt. Somit sind für die Zukunft präventive Maßnahmen zur Verminderung der Entsorgungsmengen des Klärschlamms erforderlich.

Die Reduktion der CO2-Emissionen kann durch die Nutzung von Klärgas im Rahmen eines veränderten Reinigungsprozesses erreicht werden. Die hierfür verwendete Technologie nennt sich anaerobe Schlammstabilisierung oder Klärschlammfaulung.

Diese Form der Energiegewinnung wird der WAV Osterholz zukünftig zentral auf seiner Kläranlage in Hambergen für alle drei Kläranlagen des Verbandes nutzen. Das gewonnene Klärgas wird gespeichert und für den Betrieb eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) auf der Kläranlage verwendet. Das BHKW erzeugt dann Strom und Wärmenergie für den Betrieb der Kläranlage. Durch den Umbau und die Erneuerung der Anlagen sowie durch den Einsatz modernster technischer Komponenten können etwa 330.000 kWh/a Strom selbst erzeugt und ca. 186 Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden. Die Maßnahmen führen insgesamt zu einer Einsparung von ca. 50 % des bisherigen Energiebezugs aller drei Kläranlagen sowie der CO2-Emission der Kläranlage in Hambergen.

Ein weiterer Effekt ist die zu erwartende Reduktion der Klärschlammenge um etwa 80 % für alle Kläranlagen des WAV Osterholz, nach Entwässerung des Klärschlamms. Dies ist, nicht zuletzt in Hinblick auf die sich immer schwieriger gestaltende Entsorgung von Klärschlamm und der hiermit verbundenen Kosten, ein weiterer Vorteil der zentralen Klärschlammfaulung auf der Kläranlage in Hambergen.

Fazit: Mit diesem Großprojekt kann eine beachtliche Emissionsreduzierung von CO2 erreicht und den neuen Herausforderungen der Klärschlammentsorgung zukunftsweisend Rechnung getragen werden. Nicht zuletzt übernimmt der WAV Osterholz damit als Zweckverband für seine Mitgliedskommunen besondere Verantwortung und eine Vorbildfunktion im Sinne des Klima- und Umweltschutzes im Landkreises Osterholz.